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 Editorial September 2017

Das Desaster bei den Bahntunnel-Bauarbeiten zwischen Rastatt und Baden-Baden war nicht nur eine Blamage für die Verantwortlichen, die meinten einen sandigen Untergrund per Vereisung absichern zu können, während ständig schwerste Güterzüge darüber hinweg rattern/dröhnen/vibrieren. Allenfalls Sand, der komplett satt durchnässt ist, kann ggf. wie ein Eisblock Widerstand leisten - was wohl nicht gegeben war.

Fast zwei Monate Totalsperrung für die Rheintalbahn als europäische Schlagader des Bahnverkehrs zeigen aber auch auf, wie unterentwickelt das Bahnnetz ist, das kaum Ausweichpotential bietet. Was die Schweiz u. a. mit dem gigantischen Gotthard-Basistunnel geschafft hat, haben wir im flachen Rheintal bisher nur partiell hinbekommen - sind um Jahre im Verzug.

Zum Ausweichen über den Rhein gibt es kaum Querverbindungen und die Nord-Süd-Strecke im Elsaß ist ebenfalls hoch ausgelastet. Über den Schwarzwald und östlich davon gibt es nur idyllische Nebenstrecken - teils einspurig - die schon die regionalen Anforderungen nicht erfüllen. Gleiches gilt für die Bahnstrecke am Hochrhein/Bodensee oder die Bahnlinie von Stuttgart nach Nürnberg - nur um ein paar Beispiele aus dem Südwesten zu nennen.

Das Autobahn- bzw. Fernstraßennetz ist zwar kompletter, hat aber auch viele Engpässe in den Ballungsgebieten und Lücken in den Randlagen.

Immer gravierender werden regional die Defizite durch den schleppenden Ausbau der Glasfasernetze. Immer mehr Internet-Anwendungen setzen die Verfügbarkeit des schnellen Netzes voraus. Ist dieses nicht vorhanden, quälen sich die wachsenden Datenströme immer langsamer durch die überlasteten Kupferstränge. Der Datenstau auf dem Land wird zum Pendant des Berufsverkehrs in der Stadt.

Dass Vieles nur zu langsam voran kommt, liegt untypischerweise aber oft nicht an fehlendem Geld. Wir stehen uns mit einer überbordenden Planungs- und Baubürokratie selbst im Weg - und für mehr auszuführende Baustellen fehlen qualifizierte Ingenieure und Bauhandwerker.

Rolf Albrecht
     
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