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 Mit Vernunft und Augenmaß
durch den Erdgas-Mangel
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 Kommentar

Spätestens seit der Krim-Besetzung 2014 ist Europa und besonders Deutschland in einem naiven Blindflug ins Spinnennetz von Putins Abhängigkeitsstrategie geraten und hat alle Warnungen ignoriert.

Seit Kriegsbeginn gegen die Ukraine gibt es eine manifeste Erkenntnis: Putin lügt von morgens bis abends und kennt nur das gnadenlose Machtspiel mit maximalem Schaden für alle, die ihm nicht willenlos in den Arsch kriechen.

Die Gasspeicher wurden 2022 bis zum Herbst gefüllt und der Winter war meteorologisch nicht zu frostig. In den Publikumsmedien wurden monatelang unreflektiert sinnvolle und absurde Vorschläge wiedergegeben, was mehr Verwirrung stiftete als strukturell half. Wenn man die Fakten einmal zeitlich und gasspezifisch sortiert, war die Lage kritisch, ist aber inzwischen handhabbar.

Opportunistisch konnte Europa alles Gas aus Russland annehmen, was über die Land-Pipelines noch ankam, um Engpässe und Preise zu entspannen. Aber kalkulieren musste man jederzeit mit dem völligen Lieferstopp. Es musste also reichen, was andere Länder zuverlässig liefern. Die Speicher waren und sind dafür ausschließlich für die kältesten Winterwochen vorzuhalten. Für den Winter 23/24 wurden die Speicher noch früher nahezu randvoll gefüllt. Aber Vorsicht gilt weiter.

Gasheizungen müssen immer gewartet und bestmöglich energiesparend eingestellt sein. Auch viele undichte Stellen an Fenstern und Türen kann man gründlich schließen, Dämmlücken nachdämmen. Das geht oft auch in Eigenarbeit ohne Profihandwerker.

Wenig genutzte Räume ungeheizt lassen und die Raumtemperatur ein paar Grad runterregeln ist für eine Heizsaison ebenso zumutbar wie zügiges, Warmwasser sparendes Duschen.

Wo keine Lüftung mit Wärmerückgewinnung nachgerüstet werden kann, nur schnell aber kräftig Stoßlüften. Luftreiniger können das in frequentierten Räumen nicht ersetzen.

Quer durchs Land wurden alte Holz- und Kohleöfen wieder reaktiviert, was viel Gas sparen kann. Aber Vorsicht: Ofen, Rohre und Schornstein müssen intakt sein und gut gereinigt werden, sonst gibt es eher gefährlichen Rauch als billige Wärme.

Die Biogas-Produzenten wurden jahrelang durch zahlreiche Auflagen in Entwicklung und Produktion ausgebremst. Hier muss unbürokratisch jede vorhandene oder ausbaubare Kapazität in Volllast produzieren, was 2022 noch nicht gelang.

Bei der Inbetriebnahme von Flüssiggas-Terminals in mehreren Nord- und Ostseehäfen kam es auf jede Woche an, damit jetzt Tanker an Tanker entladen kann, wobei natürlich auch klappen muss, dass diese Tanker nahtlos eintreffen.

Das mobilen Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel haben den Anfang gemacht und können im Vollbetrieb ankommendes LNG ins Gasnetz einspeisen. Das hilft schon, auch als positives Signal gegen die spekulativ überhöhten Gaspreise. Umstrittene Dauer-Terminals, wie auf Rügen im Entstehen, setzen hingegen falsche Signale, da es ja darum geht Gas entbehrlich zu machen.

In Industrie und Handwerk gibt es zahlreiche Produktionsstätten, die statt Erdgas auch Heizöl für Prozesswärme oder Brennöfen nutzen können. Das kann mittelfristig weiter zur Gas-Substitution genutzt werden.

Die zu hohen Gaspreise muss der Staat gezielt nur dort abfangen, wo es finanzschwache Verbraucher trifft und Unternehmen finanziell überfordert. Aber nicht per Gießkanne und auch nur beschränkt auf eine notwenige Menge, um maximale Sparanreize zu setzen. Die beschlossene Gaspreisbremse setzte hier an, litt aber unter teils unzureichenden Regeln und schlecht abgegrenzten Ausnahmen.

Rolf Albrecht
     
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